Alexander Kobler

Zwölf Monate Karpfenangeln: der Mai

Zwölf Monate Karpfenangeln: der Mai

Der wunderschöne Mai ist da! Nach den langen Wintermonaten und den frühen und unbeständigen Frühlingsmonaten März und April, lebt jetzt der „echte“ Frühling auf und man sollte diese kurze Zeit im Jahr, wo noch alles frisch und grün und es dennoch schon angenehm warm ist, voll aufsaugen.

Vor allem für uns Karpfenangler wird das Zeitfenster, in dem wir die Karpfen noch dick und rund erwischen können, immer kleiner. Wann genau Karpfen laichen, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten sind die Wassertemperatur und der Wasserstand. Der Wasserstand kann an Gewässern, die starke Wasserstandsschwankungen haben - wie Flüsse oder Stauseen - sogar genauso bedeutend wie die Wassertemperatur sein. Sind Büsche und Bäume, Wiesen und Uferpflanzen erstmal überflutet, gibt es oft kein Halten mehr. Auch bei Wassertemperaturen von unter 18 Grad Celsius. Steigt die Wassertemperatur über 20 Grad dann dauert es meistens nicht mehr lang und die Karpfen laichen meist bei windstillem Wetter, tagsüber oder auch nachts.

Klar laichen nicht immer alle Karpfen gleichzeitig und meistens brauchen die älteren Muttis länger als die jungen Wilden, doch verändert das Laichen von einigen oft das Verhalten von den meisten. Denn während die einen laichen, fressen die anderen nicht viel sondern sind oft schon in der Nähe der Laichgebiete, schauen sich das Spektakel kurz an und bekommen auch die Hormone gut zu spüren.

Warum ich so lange übers Laichen ausgeholt habe? Weil das bevorstehende Laichen der Karpfen (in südlichen Ländern wie Spanien sind sie im Mai allerdings schon damit fertig) auf jeden Fall beim Angeln berücksichtigt werden muss, wenn man das Beste aus seinem Angeln herausholen will. Und solange Karpfen noch nicht gelaicht haben, fressen sie auch keine Unmengen, zumindest die dicken Damen nicht. Mit mehr Futter erreicht man höchstens die jüngeren Wilden. Obwohl das Wasser also im Mai schon deutlich wärmer ist als im April, sollte man trotzdem nicht den Fehler begehen, zu viel zu füttern. Viel wichtiger als Futter ist im Mai die Location, zu erahnen oder zu beobachten, wo sich die Karpfen aufhalten, darauf kommt es jetzt an.

Ich füttere dann lieber sparsam aber attraktiv, mit Futter, das frisch und vollwertig ist. Milchner - und das können auch große Jungs sein - die manchmal den Rognern in Sachen Gewicht in nichts nachstehen – sind auch schon in den Laichgebieten und reagieren schon ganz auf die Farbe Gelb (wegen der Ähnlichkeit mit der Farbe des Rogens?) und lassen sich deswegen auch sehr gut mit gelben Popups fangen. Im Allgemeinen gilt also die Devise wie schon zu Anfang des Frühjahrs: Karpfen finden und mit etwas Futter zum Hakenköder zu locken statt zu versuchen, sie an einen bestimmten Platz mit Futter zu bekommen. Dazu fressen sie einfach noch nicht genug. So zumindest meine Erfahrung.

Ganz schlecht ist es auf jeden Fall, wenn mehrere Angler an einem Gewässer im Frühjahr schon viel füttern. Dadurch fängt man nicht mehr sondern verringert seine Chancen auf den frühen Fang. Wenn man ganz alleine an einem Gewässer aktiv ist, dann wirkt sich das natürlich nicht ganz so negativ aus.

Und wie fängt man bereits laichende Karpfen? Auf keinen Fall mit Futter! Sehr sparsam oder überhaupt nicht füttern ist jetzt die Devise, am besten nur mit einem Hakenköder. Auf Popups beißt es dann am besten, aber es sind vor allem Milchner, die sich dadurch noch überlisten lassen. Die dicken Damen interessieren sich dann meistens für nichts mehr. Davon aber mal abgesehen: Meine Meinung ist es, dass man die Karpfen in diesen paar Tagen im Jahr einfach in Ruhe lassen sollte. Das muss aber jeder selbst mit sich ausmachen.

Die von mir oben gemachten Überlegungen über das Karpfenangeln im Mai gelten natürlich nicht für alle Gewässertypen und alle klimatischen Zonen gleich. Ich bin hier vor allem auf die in Deutschland hauptsächlich geangelten Baggerseen mit normalem Bestand und natürlich verfügbaren Nahrungsquellen eingegangen. In flacheren und windgeschützten Teichen kann sich alles zwei, drei Wochen früher abspielen, in Gewässern mit wenig natürlicher Nahrung und einem dichten Bestand fressen Karpfen eigentlich das ganze Jahr durch und drehen im April schon richtig auf.

Verallgemeinern kann man die oben angestellten Überlegungen also nicht zwischen allen Gewässertypen, aber Flüsse und Kanäle, Bagger- und Stauseen verhalten sich da ähnlich; bezogen auf die unterschiedlichen Länder und klimatischen Regionen. Denn was in Deutschland der Mai ist, ist in Südfrankreich der April und der Mai in Deutschland wird in Südfrankreich zum Juni. Doch darüber mehr im nächsten Teil: Karpfenangeln im Juni.

Ich wünsche dir viel Spaß am Wasser,

Alexander Kobler

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